top of page

Vater*in & Mutter*in

Petra & Bernd und Mutter*in & Vater*in

 

Diese zwei Arbeiten beschäftigen sich mit der scheinbaren Dualität von weiblich und männlich. Das erste Projekt begann 2005 und stellte den Versuch dar, in dem Kreieren der Kunstfiguren Petra & Bernd aus den realen Figuren Peter Hirsch und Berenice Pahl  (mein Lebensgefährte und ich) auszubrechen, stereotype Handlungsmuster zu umschiffen und Alternativen in unserem Lebenstil zu erproben. Dazu haben wir „Hybrid“ ein Medikament designed, das einen kurzfristigen Geschlechtswechsel ermöglicht um sich die Skills des anderen Geschlechts anzueignen. Diese Technik ist gleichzusetzen mit der „desireing machine“ aus dem Vokabular von Deleuze und Guattari. „Hybrid“ als Technologie, die das Selbst performieren  und  Kultur produzieren kann. Diese Arbeit fand innerhalb zweier Jahre an mehreren Orten, als Performance, Rauminstallation, Tatort und Video statt und hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. In dem dazugehörigen Video wird in der Schleife verschiedener Fernsehformate und medialer Zitate der Lebensalltag eines machtbesessenen Paares in Verbindung zu aktuellem politischen Geschehen gebracht, pervertiert und ad absurdum führt.

 

Im Gegensatz zu dieser älteren Arbeit, in der die angenommene Geschlechtsrolle durch Betonung der jeweils männlichen und weiblichen Attribute verstärkt, also die Rolle durch Gestus, Mimik, Kleidung und Make-up herausgearbeitet und performed wurde, entstand in der Auseinandersetzung mit Judith Butlers Thesen der Wunsch, weg von der gesellschaftlich erzeugten Rolle ein „geschlechtsneutrales“, also quasi unverbildetes Wesen aus mir und meinem Mann zu schaffen. Der markante Moment ist für mich in dieser Arbeit der Moment unserer gemeinsamen Elternwerdung und der Tatsache, dass wir 2009 nach einem Mädchen  auch einen Jungen bekommen haben. Vater und Mutter stehen paradigmatisch für diejenigen, welche die Geschlechtsrolle maßgeblich miterzeugen und als Rollenvorbild für den heranwachsenden Menschen gelten. Am Beginn der geschlechtlichen Sozialisation steht Butlers berühmtes: „Oh ist a boy!“ und gerade dieses „boy“ wurde für mich, nachdem ich bereits zwei Mädchen geboren hatte zu einem großen Fragezeichen. Ich begann mich intensiv damit auseinanderzusetzen, wie „queer“ wir unsere Kinder in der Gesellschaft in der wir uns bewegen großziehen können, ohne genau den gegenteiligen Effekt dessen, was wir wollen zu bewirken - nämlich ein von (geschlechts)stereotypen Voreinnahmen befreites menschliches Wesen in seiner Werdung zu begleiten. In Vater_in und Mutter_in habe ich also Peter und mich zu einer androgynen Person verschmolzenen. Wir stehen als Eltern vor einem Hintergrund, in dem ein puttengleiches Baby unidentifizierbaren Geschlechts herumschwebt. Dieses ist unser kleiner Junge Fjonn, der durch unsere Hoffnungen und Erwartungen geprägt wird, indem wir sein Agieren und sein Sein durch unsere eigenen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit vereinnahmen und beschreiben. Der Hintergrund ist so einerseits die Projektionsfläche für das gemeinsame Kind aber gleichzeitig der Ort unserer eigenen Prägungen. Gestalterisch habe ich ihn deshalb auch uneindeutig gelassen: in der Zuordnung zwischen weiblich codiertem Innenraum mit Tapete und männlich zugeordnetem transzendentem Himmel. Die Fragen, die ich in dieser Arbeit aufwerfe verbildlichen für mich folgende Überlegungen von Gilles Deleuze, denen sich auch Beatrice Precadiado in ihrem strategisch-politisch-philosophischen Spiel, dem „kontrasexuellen Manifest“ widmet: Die Frage ist nicht was es bedeutet, sondern was es produziert!

Petra & Bernd

 

Petra & Bernd and Mutter*in & Vater*in

These two works deal with the apparent duality of female and male. The first project began in 2005 and was an attempt to break out of the real figures Peter Hirsch and Berenice Pahl (my partner and I) by creating the artificial figures Petra & Bernd, to circumvent stereotypical patterns of behavior and to try out alternatives in our lifestyle. To this end, we designed "Hybrid", a drug that enables a short-term change of gender in order to acquire the skills of the opposite sex. This technology can be equated with the "desiring machine" from the vocabulary of Deleuze and Guattari. "Hybrid" as a technology that can perform the self and produce culture. This work took place over two years in several locations, as a performance, spatial installation, crime scene and video, and has continued to develop. In the accompanying video, the everyday life of a power-obsessed couple is linked to current political events, perverted and reduced to absurdity in a loop of various television formats and media quotes.
In contrast to this older work, in which the assumed gender role was reinforced by emphasizing the respective male and female attributes, i.e. the role was worked out and performed through gestures, facial expressions, clothing and make-up, the desire to create a "gender-neutral", i.e. quasi unimaged being from me and my husband, away from the socially generated role, arose in the examination of Judith Butler's theses. The striking moment for me in this work is the moment we became parents together and the fact that we had a boy in 2009 after a girl. Father and mother are paradigmatic for those who are instrumental in creating the gender role and are regarded as role models for the growing person. At the beginning of gender socialization is Butler's famous: "Oh is a boy!" and it was precisely this "boy" that became a big question mark for me after I already had given life to two girls.I began to think intensively about how we can raise our children "queer" in the society in which we live without having the exact opposite effect of what we want - namely to accompany a human being freed from (gender) stereotypical assumptions in its development. In Vater_in and Mutter_in I have thus merged Peter and myself into one androgynous person. As parents, we stand in front of a background in which a putto-like baby of unidentifiable gender floats around. This is our little boy Fjonn, who is shaped by our hopes and expectations, in that we appropriate and describe his actions and his being through our own ideas of femininity and masculinity.

The background is thus on the one hand the projection surface for the common child but at the same time the place of our own imprints. In terms of design, I have therefore left it ambiguous: in the allocation between the female-coded interior with wallpaper and the male-coded transcendent sky. For me, the questions I raise in this work illustrate the following considerations by Gilles Deleuze, which Beatrice Precadiado also addresses in her strategic-political-philosophical game, the "Contrasexual Manifesto": "The question is not what it means, but what it produces!



 

bottom of page